Wake me up, when the lager ends

Du stehst auf und musst dich erstmal kurz sortieren. Es ist hell, mollig warm und irgendwie spürst du deinen linken Arm nicht mehr. Du sitzt, bzw. liegst, also eigentlich irgendwas dazwischen, auf dem Sofa im Vorzelt deines Nachbarzelts und auf deinem Arm liegt dein*e beste*r Freund*in. Vor deinen Augen geht die Sonne von Tag 18 auf und der letzte Tag des Lagers beginnt.

Für dich beginnt er mit dem Eingeständnis, dass du es schon wieder nicht geschafft hast, die letzte Nacht durchzumachen. Du ärgerst dich kurz, dann merkst du aber schnell, dass es aus eurem Kleinteam scheinbar auch niemand anderes geschafft hat und du musst grinsen. Dennoch war der letzte Abend mega cool. Es gab Lagerfeuer mit Stockbrot und Marshmallows, geiles Fingerfood als Abendbrot, es hat eine Band auf der Bühne gespielt und danach gab es noch eine Disko. Im LaLei liefen die Bilder vom ganzen Lager und zum Schluss haben noch viele am verglühenden Lagerfeuer gesessen und dein*e Lieblingsbetreuer*in hat ein paar Songs auf der Gitarre gespielt.

Dich freut am meisten, dass du im Lager neue Leute kennengelernt hast und ihr euch geschworen habt, auch nach dem Lager in Kontakt zu bleiben. Daher habt ihr auch eure Handynummern ausgetauscht (einfach den Snapcode abfotografieren geht ja nicht, das Handy liegt ja zu Hause).

Die anderen sind inzwischen auch wach und ihr geht gemeinsam runter zum Frühstück. Auf dem Weg merkst du schon, dass die Stimmung irgendwie komplett gedrückt ist. Und kaum seid ihr im Esssaal, seht ihr die ersten an den Tischen mit verheulten Augen. Eigentlich wolltest du gar nicht weinen, aber auch dir fangen an, die Tränen zu kommen. Doch du kannst es noch unterdrücken. Noch.

Wie gerufen kommt nach dem Frühstück Abwechslung: Die abschließende Müllkette steht an. Also alle laufen von einem Ende des Lagers zum anderen und sammeln in einer Kette Müll. Auch wenn es sonst nicht so auffällt, da kommt einiges zusammen. Viele meckern immer über die Müllkette, aber eigentlich geht es so doch am schnellsten und es muss nunmal gemacht werden.

Bevor das Lager ganz zu Ende geht, musst du noch deine Tasche zu Ende packen. Wobei packen sehr optimistisch formuliert ist. Eigentlich drückst du solange auf deinen Koffer, bis sich endlich der Reißverschluss schließen lässt. Als du fertig bist, merkst du, dass der Schlafsack noch fehlt. Den Schlafsack zurück in seine Hülle zu quetschen, ist auch wirklich das absolute Kryptonit eines jeden Zeltlagermenschens. Aber nach nichtmal 15 Minuten und nur sechs Versuchen hast du es endlich geschafft. 

Lange Zeit, sich darüber zu ärgern, bleibt nicht, denn die Essensglocke schallt über den Lagerplatz. Doch nicht, weil es noch ein Mittagessen gibt. Es sollen alle auf die Wiese vor dem Haupthaus kommen, damit der Abschiedskreis starten kann. Nach und nach trudeln alle ein, stellen sich in den riesigen Kreis und die Lagerleitung hält noch eine bewegende Ansprache mit sehr vielen Danke’s an alle. 

Und dann geht es richtig los. Die traurige Musik schallt so laut, wie du es im Lager gewohnt bist, aus den Boxen und die Lagerleitung fängt an rum zu gehen. Natürlich nicht in deine Richtung, also dauert es noch ewig, bis die Umarmungen und Abschiede bei dir angekommen sind. Für dich wird die Musik gefühlt immer trauriger und es wird immer schwieriger, deine Tränen zurückzuhalten.

Das klappt auch so lange, bis dein*e Lieblingsbetreuer*in vor dir steht und es gibt kein Halten mehr. Du heulst wie ein Schlosshund und die Umarmungen und “Tschüss” werden immer härter. Irgendwie nimmt dieser Moment kein Ende. Wie können diese 18 Tage denn schon wieder vorbei sein? Und warum kann nicht einfach jeder Tag Zeltlager sein? Schule könnte doch auch mehr zum Zeltlager werden. Dann lernt es sich auch besser…

Nach gefühlt acht Stunden ist dann auch der Abschiedskreis vorbei und es haben sich kleinere Gruppen gebildet. Du stehst mit deinem Zelt Arm in Arm und irgendwie ist es ein schönes Gefühl. Ihr seid eine Gemeinschaft und euch kann nichts trennen. Du weißt zwar, dass deine Eltern schon da sind und dich abholen wollen, aber es ist dir egal. Denn, wenn du zu ihnen gehst, ist es wirklich vorbei mit dem Lager. Und das willst du so lange, wie noch irgendwie möglich hinauszögern.